Einordnung:Rubiaceae, Cinchonoideae (Rötegewächse, Chinarinden-Geschwister) - Leformix: plt.trh.spt.mal.ros.asr.gen.rub.cin.cnn.cly Vorkommen:Beheimatet in Peru und Bolivien. In Indien und Indonesien plantagenmäßig angebaut. Beschreibung:Bis zu 1500 cm hoch werdender Baum mit gegenständig angeordneten, verkehrt eiförmigen Blättern, die bis zu 4 cm breit und bis zu 10 cm lang werden. Die fünflappigen, rosafarbenen bis roten Blüten sind zu Rispen angeordnet und mit kurzen, seidenartigen Härchen überzogen. |
![]() Echter Chinarindenbaum (Cinchona calisaya) |
Die Bezeichnung Chinarindenbaum ist genau betrachtet ein
Pleonasmus, denn »China« bezeichnet hier keinesfalls ein Land, schon
gar nicht das Herkunftsland (siehe oben unter »Vorkommen«), sondern ist
ein Fehldeutung des Ketschua-Wortes (Ketschua: Sprache der
Inkas) »kina«, was für nichts anderes als »Rinde«
steht. Es handelt sich also um den Echten Rindenrindenbaum.
Bereits in vorkolumbianischer Zeit wurde der Chinarindenbaum von den
Ureinwohnern Süd- und Mittelamerikas medizinisch gegen Fieber
verwendet. Malaria gab es zu dieser Zeit auf dem amerikanischen
Kontinent noch nicht. Sie wurde durch die Sklaven sowie die christlichen
Missionare eingeschleppt und diente fortan als biologische Waffe der
christlichen Konquistadora gegen die Ureinwohner. Die Antimalaria
Wirkung der Chinarinde wurde von den Jesuiten entdeckt, die sie dann in
gemahlener Form, um die Identifizierung zu erschweren, als
Jesuiten-Pulver in Europa vertrieben.
Die Isolierung des Wirkstoffes Chinin gelang im Jahre 1792 dem
französichen Arzt Antoine Francois Fourcroy, natürlich ohne die
Struktur zu kennen. Heute wird Chinin als Bitterstoff vielen
Modegetränken (Bitter Lemon, Tonic Water) zugesetzt, hat aber weiterhin
auch eine medizinische Bedeutung. Es wird Fertigarzeimittel
als Wirkstoff gegen Muskelkrämpfe zugesetzt und erlebt, angesichts sich
ausbildender Resistenzen von Malaria-Erregern gegenüber synthetischen
Antimalaria-Wirkstoffen, auch auf diesem Gebiet eine Renaissance.
Weitere Arzneipflanzen finden Sie in einem Themenverzeichnis.
Botanisch ist der Chinarindenbaum eng mit dem Kratom-Baum (Mitragyna
speciosa) verwandt, der sich in einschlägigen
Kreisen zunehmender Beliebtheit als Berauschungsmittel erfreut.
Das Wirkstoff-Spektrum des Echten Chinarindenbaumes
definiert sich im wesentlichen aus vier verschiedenen Chinolin-Alkaloiden
(vgl. Kapitel »Die
Inhaltsstoffe«),
deren wichtigster Vertreter das Chinin ist. Es hat sich aber gezeigt,
daß ein Gemisch aus Chinin, Chinidin und Cinchonin eine fünfach
stärkere Wirkung gegen Malaria-Erreger aufweist als reines Chinin.
Harmlos sind diese Alkaloide aber allesamt nicht: Es wird von massivem
Blutdruckabfall und auch von Hämolyse berichtet.
Chinin und Chinidin
einerseits sowie Cinchonin und Chinchonidin andererseist unterscheiden
sich nur durch ihre räumliche Anordung (Diastereomere). Näheres finden
Sie in einem Exkurs zum Portrait der Tollkirsche (Atropa
belladonna).
![]() |
Chinin: |
![]() |
Chinidin: |
![]() |
Cinchonidin: |
![]() |
Cinchonin: |