Mutterkorn (Claviceps purpurea)

Einordnung:

Clavicipitaceae (Mutterkornpilze) - Leformix: fug.zzz.diy.asc.asc.asc.clt.clt.zzz.cls.prr

Vorkommen:

Auf Gräsern, insbesondere Roggen anzutreffender parasitärer Pilz. Der Pilz tritt vermehrt in feuchten Jahren auf. Durch den Einsatz von Fungiziden ist die Verbreitung des Mutterkorns stark zurückgegangen.

Beschreibung:

Bis 3 cm langes, schwarz-braunes Sklerotium (Dauermycel), das das Getreidekorn durchsetzt. Der eigentliche Pilze wächst auf dem Sclerotium

Mutterkorn
Mutterkorn (Claviceps purpurea)

Wissenswertes:

Mit Mutterkorn verunreinigtes Getreide führte im Mittelalter zu epidemisch auftretenden Vergiftungen (Kriebelkrankheit, Krampfseuche, Konvulsischer Ergotismus). Durch auftretende Krämpfe verblieben die Gliedmaßen oft in abnormer Stellung. Bei einer anderen Form, die insbesondere in Frankreich auftrat (Sankt-Antonius-Feuer, Brandseuche, Gangränöser Ergotismus), wurde die peripheren Blutgefäße geschädigt und die betroffenen, blau-schwarz mumifizierten Körperteile starben ab. In dem Gemälde »Der Kampf zwischen Karneval und Fasten« von Pieter Bruegel dem Älteren (Kunsthistorisches Museum Wien) sind in einer Marktplatzszene auch an Ergotismus erkrankte Personen dargestellt (eine Abbildung des Photos findet sich bei Lohs/Martinetz).
Heutzutage finden die Alkaloide des Mutterkorns in der Medizin Verwendung. Die Nützlichkeit des Einsatzes von Ergometrin als wehenförderndes Mittel steht dabei außer Frage; die Verwendung von Ergotamin als Migränemittel hingegen, ist sehr umstritten und entspricht nicht mehr dem aktuellen medizinischen Kenntnisstand. Moderne Migränemittel enthalten als Wirkstoff ein Triptan. Diese Mittel sind jedoch 20mal so teuer wie Ergotamin. Die Tatsache, daß einigen Ärzten die Tankfüllung für den Ferrari wichtiger ist, als das Wohl der Patienten, wird dafür sorgen, daß auch künfig noch Ergotamin-Präparate verordnet werden. Näheres zum Thema Migräne-Behandlung ist dem Zeit-Artikel  vom 9. September 1999 »Der hämmernde Terror im Kopf« zu entnehmen.
Das Rauschmittel Lysergsäurediethylamid (LSD)  wurde erstmals von Albert Hofmann aus Mutterkornalkaloiden synthetisiert. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Exkurs »Rauschmittel« des Schlafmohn-Portraits, weitere Rauschpflanzen sind in einem Themenverzeichnis gelistet.

Zur Giftigkeit:

Mutterkorn enthält bis zu 1% Ergot-Alkaloide, die sich in einfache Amide der Lysergsäure und in Ergopeptine unterteilen lassen. Von den einfachen Amiden der Lysergsäure kommt nur Ergometrin im Mutterkorn vor, die anderen beiden Amide sowie der Grundkörper wurden zu Vergleichszwecken aufgeführt. Den Hauptanteil der Ergot-Alkaloide stellen die Ergopeptine dar, deren wichtigster Vertreter das Ergotamin ist.

Lysergsäure, Lysergsäureamid, Lysergsäurediethylamid (LSD), Ergometrin

Lysergsäure:
Summenformel: C16H16N2O2
Molmasse: 268,3 g/mol

Lysergsäureamid:
Summenformel: C16H17N3O
Molmasse: 267,3 g/mol

Lysergsäurediethylamid (LSD):
Summenformel: C20H25N3O
Molmasse: 323,4 g/mol
LD50 (Maus): 46 mg/kg (i.v.)

Ergometrin:
Summenformel: C19H23N3O2
Molmasse: 325,4 g/mol
LD50 (Maus): 0,15 mg/kg (i.v.)

Ergosin, Ergotamin, Ergostin, Ergocornin, Ergocryptin, Ergocristin

Ergosin:
Summenformel: C30H37N5O5
Molmasse: 547,7 g/mol

Ergotamin:
Summenformel: C33H35N5O5
Molmasse: 581,7 g/mol
LD50 (Kaninchen): 3 mg/kg (i.v.)

Ergostin:
Summenformel: C34H37N5O5
Molmasse: 595,7 g/mol

Ergocornin:
Summenformel: C31H39N5O5
Molmasse: 561,7 g/mol
LD50 (Kaninchen): 1,2 mg/kg (i.v.)

alpha-Ergocryptin:
Summenformel: C32H41N5O5
Molmasse: 575,7 g/mol
LD50 (Kaninchen): 0,8 mg/kg (i.v.)

beta-Ergocryptin:
Summenformel: C32H41N5O5
Molmasse: 575,7 g/mol

Ergocristin:
Summenformel: C35H39N5O5
Molmasse: 609,7 g/mol

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